„Integriertes Konzept zur Gewässerentwicklung und zum Hoch-wasserschutz für den Markt Reichenberg“ wurde einhellig begrüßt. MdL Halbleib regte Gefährdungskataster an – Bürgermeister sieht Handlungsbedarf.
Das nächste Hochwasser kommt bestimmt - welchen Schutz gibt es, war das Thema zu dem Rainer Popp, Vorsitzender der Reichenberger SPD in Fuchsstadt zahlreiche Gäste aus allen Gemeindeteilen begrüßen konnte. Nur eine Stunde nach Schluss der Veranstaltung, zog die Unwetterfront „Fabienne“ mit Starkregen über den gesamten Markt Reichenberg und lieferte erneut den Beweis für die Dringlichkeit des Themas.
Moderator Gerhard Hartmann stellte in einer Präsentation die Bachläufe im Markt Reichenberg vor und zeigte auf, dass deren Einzugsgebiete sich jeweils noch über die rund 35 qkm große Gemarkung des Marktes Reichenberg hinaus auf Nachbarkommunen ausdehnen. Deshalb muss das Thema Hochwasserschutz für den Markt Reichenberg interkommunal angegangen werden, wie es auch das Bayerische Wassergesetz in solchen Fällen verlangt. Dabei wies Hartmann sowohl auf die Plichten der Kommune zur Gefahrenabwehr hin, wie auf die Eigenverantwortung der Immobilienbesitzer. Udo Feldinger vom Deutschen Wetterdienst lenkte den Blick auf die sich verändernde Gefährdungslage, die er mit eindrucksvollen globalen und regionalen Daten von 1769 bis in die Gegenwart belegte. Danach haben die Gesamtniederschläge seit 1980 im Jahresmittel abgenommen, gleichzeitig sind jedoch Einzelereignisse extremer geworden. Prognosen der Meteorologen sagen lt. Feldinger eine Fortsetzung dieser Tendenz bis zum Ende dieses Jahrhunderts voraus.
Ein „Integriertes Konzept für die Gewässerentwicklung und zum Hochwasserschutz für den Markt Reichenberg “ ist die Antwort der Reichenberger SPD auf den Hochwasserschutz, betonte Hartmann und übergab das Wort an Dipl. Ing. Max Wehner, Geschäftsführer der TEAM 4 Planungsgesellschaft. Wehner der über Erfahrung mit mehr als 1.000 km Gewässerentwicklung verfügt, stellte Referenzobjekte vor, darunter den Würzburger Heigelsbach. Die Entwicklungs-ziele gehen stets in Richtung naturnaher Zustand und die Schaffung von Rückhalteräumen. Besonders interessant waren Gewässervergleiche von 1950 zu 2018 hinsichtlich Verlauf, Abflussverhalten, Siedlungsentwicklung und Landwirtschaft. Wehner verwies auch auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie. Ihr Kernziel des „guten ökologischen Zustands“ für alle Oberflächengewässer ist bis spätestens 2017 zu erfüllen. Schließlich zeigte Wehner noch Förderwege über die Wasserwirtschaftsverwaltung und über die Verwaltung für ländliche Entwicklung auf.
Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib sprach von insgesamt 12 Förderprogrammen in beiden Kategorien die derzeit von 60 – 70 bayerischen Kommunen in Anspruch genommen werden. Halbleib machte auch deutlich, dass sich der Freistaat ab Juli 2019 von den Soforthilfen bei Hochwasserschäden verabschiedet, ohne allerdings bisher eine Ersatzlösung aufzuzeigen. Es muss deshalb über eine bezahlbare Versicherungslösung für Elementarschäden geredet werden. Beachtung fand auch sein Hinweis auf das Hochwasser 2016 im benachbarten Darstadt. Dort wurde das Schloß nachweislich erstmals in 500 Jahren von Hochwasser heimgesucht.
Mehrere Gäste berichteten von eigenen leidvollen Erfahrungen mit Hochwasser und lobten durchweg den Einsatz der Feuerwehren. Wiederholt wurde die Hoffnung geäußert, dass der Markt Reichenberg tätig wird. Einhellig wurde die Überlegung für ein „Integriertes Konzept zur Gewässerentwicklung und zum Hochwasserschutz“ begrüßt. Hierbei geht um eine längerfristige Aufgabe, die zunächst insgesamt geplant und dann schrittweise umzusetzen ist. Um jedoch schnell eine Einschätzung zu den Gefahren zu erhalten, wurde vom Abgeordneten Halbleib vorab ein Gefährdungskataster angeregt. Dieser kann schematisch und trotzdem individuell Gefährdungspotentiale sowohl für die Kommune wie für Immobilienbesitzer aufzeigen.
Beeindruckt sowohl von den Berichten Betroffener, den dargelegten Wetterdaten und den vorgestellten Referenzobjekten zeigte sich auch Bürgermeister Stefan Hemmerich und unterstrich deshalb den Handlungsbedarf. “Auch wenn wir uns nicht gegen extremste Ereignisse wappnen können, müssen wir schauen was zu realisieren ist“, so der Bürgermeister. Auch er zeigte sich davon überzeugt, dass eine Fachplanung, welche die Einzugsgebiete aller Bachläufe im Markt Reichenberg abdeckt, dafür die geeignete Grundlage ist.
Gerhard Hartmann