Traditioneller Politischer Aschermittwoch in Vilshofen

Traditioneller Politischer Aschermittwoch in Vilshofen

03. März 2017

Frühmorgens um 5 Uhr startete eine kleine Delegation der Reichenberger SPD mit Gleichgesinnten in einem Bus von Würzburg zum Politischen Aschermittwoch ins niederbayerische Vilshofen.

Dort am Donauufer in einem großen Festzelt angekommen fehlte es an nichts. Der weiß-blaue Zelthimmel, ergänzt mit der roten Tischdekoration der SPD, eine zünftige bayerische Blasmusik und ein Weißwurstfrühstück sorgten bei den 5.000 Besuchern genau für die richtige traditionelle Aschermittwochs-Politatmosphäre.

Pünktlich um 10 Uhr begann diese besondere politische Veranstaltung, die längst einen Kultstatus genießt. Eine Bugwelle von Kameras und Journalisten kündigte den Einzug der beiden Hauptredner, Österreichs Bundeskanzler Christian Kern und SPD-Kanzler-kandidat Martin Schulz an. Schon zum Auftakt brandete großer Jubel auf und es wurden zahlreiche Fahnen und Spruchbänder geschwenkt.

Bundeskanzler Kern Zunächst trat Bundeskanzler Kern ans Mikrofon und bezeichnete sich als die „Vorband“ von Martin Schulz. Er bekannte, dass dies seine erste Aschermittwochsrede sei, dass sie ihm jedoch leicht falle weil er ohne Autobahn-Maut über die Grenze kam und er hier im Zelt sehr gut aufgenommen wurde. Er nannte den Brexit als Weckruf an die Europäer und appellierte, die Achse Wien – Berlin im Sinne der Europäischen Union zu pflegen und zu stärken. Er hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für ein sozial gerechtes Europa. Dazu benannte er als vordringlich den Abbau der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa und an Stelle von Steuerdumping die Besteuerung von Unternehmensgewinnen dort wo sie erwirtschaftet werden. Seine Rede gipfelte in der Prophezeiung dass Martin Schulz Bundeskanzler wird. Seine „logische Begründung“ dazu lautete: Schmidt – Schröder – Schulz!

Martin Schulz Schulz war sofort als erprobter Bierzeltredner in seinem Element und sandte einen Gruß an die zeitgleiche CSU-Veranstaltung. „Die reale Mehrheit von Vilshofen grüßt die gefühlte Mehrheit in Passau.“ Sogleich Sprechchöre ohne Ende und ein Meer von Fahnen und Spruchbändern. Auch Schulz widmete sich der EU und verwies selbstbewusst auf seine ihm sogar von politischen Gegnern attestierte Europakompetenz. Diese Kompetenz sei unverzichtbar fürs Kanzleramt. Er rief dazu auf: Wir Älteren dürfen es nicht zulassen, dass den Jüngeren Europa gestohlen wird.“ Den weltweit aufkeimenden Nationalismus bezeichnete er nicht nur als Bedrohung für die Europäische Union, sondern als Gefahr für die Werteordnung unserer Demokratien. Wie die Geschichte zeige, war Nationalismus wiederholt auch der Nährboden für Kriege. Absolute Stille herrschte unter den 5.000, als Schulz beispielhaft die Doppelbelastung vieler Familien aufzeigte. Die Generation der Leistungsträger habe häufig die eigenen Kinder noch im Haus bzw. in der Ausbildung und müsse oft gleichzeitig Lasten für die Generation ihrer Eltern tragen. Hier müsse eine Politik der sozialen Gerechtigkeit ansetzen und wo nötig für Erleichterungen sorgen. Beeindruckend war auch sein Bezug zur eigenen Biographie. Sein Traum vom Profi-Fußballer, sein persönliches Bekenntnis, als junger Mensch vom geraden Weg abgekommen zu sein. Er habe eine 2. Chance bekommen und diese genutzt. Deutschland sei ein starkes Land, aber es gebe auch Probleme und soziale Ungerechtigkeiten und darauf brauche es glasklare Antworten, zitierte Schulz die „Passauer Neue Presse“ um genüsslich nachzuschieben, dass dieses ein Seehofer-Zitat sei. „Der CSU-Chef macht also Werbung dafür die SPD zu wählen“ Das Zelt johlte und es gab wie so oft bei dieser Rede Sprechchöre: Martin, Martin, Martin“ Richtig Grobes gab es von Martin Schulz nicht. „Auch im Bierzelt wird aus einem politischen Gegner kein Feind“ sagte er. „Wir kämpfen mit harten Argumenten aber nicht mit Verunglimpfungen“ fügte er hinzu.

Die kleine Reichenberger Delegation trat mit der Gewissheit die Heimreise an, dass diese Bundestagswahl spannend wird, weil die SPD mit Martin Schulz eine echte Chance auf den Wahlsieg besitzt.

Gerhard Hartmann

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